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bernsteinSchule Ribnitz-Damgarten - Berufsorientierung ein fortwährender Entwicklungsprozess

Leuchtturm
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Berufsorientierung ist an der bernsteinSchule Ribnitz-Damgarten ein dynamischer Prozess. Nichts ist in Stein gehauen. Gemachte Erfahrungen und sich verändernde Bedingungen halten das Thema Berufsorientierung an der Regionalen Schule stetig im Fluss. „Berufsorientierung bedeutet an unserer Schule, Bewährtes bewahren, aber auch neue Wege aufzuzeigen und zu gehen. Fortwährend beschäftigen wir uns mit der Materie, bedenken und überdenken sie, wobei wir sie immer wieder neu von allen Seiten betrachten“, so Schulleiterin Christina Rebbin. An der bernsteinSchule gibt es mit der Lehrerin Bärbel Regenbrecht für den Bereich der Berufsorientierung eine hauptverantwortliche Kollegin. Es wurde ein Arbeitspapier als Grundlage entwickelt, das stetig verändert und angepasst wird.

7. Klasse: Start Berufsorientierung – Potenzialanalyse ermittelt Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler

Berufsorientierung beginnt an der bernsteinSchule bereits in der 7. Klasse. Im AWT-Unterricht werden Wirtschaftssektoren mit der Einordnung von Berufen in Produktion und Dienstleistung, Berufszweigen, Berufsbilder sowie Beruf und Persönlichkeitseigenschaften fortlaufend vorgestellt und besprochen. „Diese Themen sind immer wieder Gegenstand im Unterricht. Was muss man in bestimmten Berufen können, um sie auszuüben? Aber auch: Was versteckt sich hinter einzelnen Berufsbildern?“, so Bärbel Regenbrecht.

Am Ende der 7. Klassen erfolgt eine Potenzialanalyse. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler im Bildungszentrum Ribnitz-Damgarten zwei Tage lang, in Gruppen aufgeteilt, mit Blick auf Kenntnisse und Wissen im Beruf Schulkenntnisse anwenden müssen – Denkaufgaben, mathematische Aufgaben, komplexe Aufgaben in Gruppen- und Einzelarbeit. In fremder Umgebung mit fremden Leuten müssen sich die Schülerinnen und Schüler orientieren. Die Ergebnisse werden ausgewertet. Dies und jenes kann die betreffende Schülerin, der betreffende Schüler recht gut, anderes aber nicht. „Im Rahmen der Potenzialanalyse werden die Fähigkeiten und Fertigkeiten jeder einzelnen Schülerin, jedes einzelnen Schülers definiert, Kompetenzen bescheinigt und in Einzelgesprächen mit ihnen besprochen. Jeder bekommt ein Zertifikat und eine Mitteilung an die Eltern“, erklärt Bärbel Regenbrecht. Die Schülerinnen und Schüler sehen, wofür sie Deutsch, Mathe, Chemie und Physik büffeln. Sie erhalten die Gelegenheit, Kenntnisse fachübergreifend anzuwenden und einzusetzen.

Die Potenzialanalyse wurde zum ersten Mal im Schuljahr 2010 durchgeführt. „Ob wir sie auch zukünftig durchführen können, hängt vom Geld ab. Die Einzelgespräche mit den Schülerinnern und Schülern bedeuten einen hohen personellen Aufwand. Wobei die Gespräche für die Berufsorientierung überaus wichtig sind.

Was bedeutet es, wenn ich dieses und jenes kann, anderes aber nicht? Was kann ich damit später einmal anfangen?“, so Christina Rebbin, die sich wünschen würde, zugeschnitten auf die Schülerinnen und Schüler, Geld zur Verfügung zu haben und entsprechende Dienstleitungen und Projekte, wie eben die Potenzialanalyse, selbstständig einkaufen zu können. 2012 jedenfalls wird es wieder eine Potenzialanalyse geben.

8. Klasse: Berufsträume träumen, Berufsfelder erkunden und Betriebspraktikum erleben

Die 8. Klasse an der bernsteinSchule beginnt im September mit dem Besuch der Mela – Fachausstellung für Landwirtschaft und Ernährung, Fischwirtschaft, Forst, Jagd und Gartenbau in Mühlengeez. Der Bauernverband sponsert den Eintritt und stellt den Schülerinnen und Schülern Fachleute an die Seite, die sie auf ihrem Rundgang über die Messe begleiten. „Die Schülerinnen und Schüler erleben hier in der Regel zum ersten Mal eine Messe mit Berufsfeldern. Ein geschützter Bereich, was für sie sehr interessant ist“, so Bärbel Regenbrecht.

Im November findet das nächste Projekt in Sachen Berufsorientierung statt. Dieses Mal in Zusammenarbeit mit der Jambus GmbH Bad Sülze. Schülerinnen und Schüler formulieren ihre Träume für die nächsten zehn Jahre mit Hilfe von Computerpräsentationen. Zwei bis drei Tage stehen ihnen dafür zur Verfügung. Ansatz und Ausgangspunkt dabei ist: „Kick it like Beckham“. So, wie in dem Film, sollen sie sich vergegenwärtigen, dass es sich lohnt, für Träume zu kämpfen und sich einzusetzen, auch wenn es noch so abwegig erscheint. „Es geht darum zu zeigen und zu begreifen, dass man Träume haben darf. Leben auch einmal ganz anders denken. Dabei sind bisher sehr schöne Sachen entstanden. Die Schüler innen und Schüler mögen es, da es was anderes und zugleich anspruchsvoll ist“, so Christina Rebbin. 2011 fand das Projekt zum ersten Mal an der bernsteinSchule statt.

Während der 8. Klasse werden im AWT-Unterricht ebenso wie bereits in der 7. Klasse Berufsbilder, dieses Mal vornehmlich Bauberufe, vorgestellt und besprochen. Zudem folgen Besuche beim BIZ, im AFZ-Rostock und in einem Steinkohlekraftwerk. Im Januar und Februar findet eine Berufsfeldererkundung im Bildungszentrum Ribnitz-Damgarten an zweimal fünf Tagen statt. Aus 13 Berufsfeldangeboten können sich die Schülerinnen und Schüler fünf auswählen, die sich im Rahmen von praktischer Arbeit an fünf Tagen vor Ort genauer kennenlernen können. An weiteren fünf Tagen können sie zwei Berufsbilder intensiver erkunden. „Im günstigsten Fall erleben die Schülerinnen und Schüler auf diese Art sieben Berufsfelder. Sie erhalten einen tiefgehenden Eindruck, was alles zu diesem und jenen Beruf dazu gehört. Unsere Erfahrungen: Es funktioniert gut. Die Schülerinnen und Schüler nehmen es hervorragend an. Anschließend können sich die Schülerinnen und Schüler ganz anders für einen Betriebspraktikum entscheiden“, so Christina Rebbin.

Am Ende der 8. Klasse steht dann ein Betriebspraktikum für fünf Tage an. „Doch fehlende Mobilität der Schülerinnen und Schüler führt in vielen Fällen dazu, dass sie sich Praktikumsplätze in der Nähe suchen und dann irgendwas nehmen, anstatt das, was sie wirklich wollen. Sinn und Zweck des Berufspraktikums ist es nicht, dass zehn Mann zu famila gehen“, sagt Christina Rebbin. Weshalb aus Sicht der bernsteinSchule im Landkreis Gelder zur Verfügung gestellt werden müssen, um das Manko der fehlenden Mobilität überwinden zu können. „Zudem, ohne Kooperationspartner, wie das Bildungszentrum, könnten wir als Schule mit unserem Schulträger allein nicht die Qualität in Sachen Berufspraktikum leisten, wie wir es tun“, sagt die Schulleiterin.

9. Klasse: Neues Unterrichtsfach „TiP“ macht fit für den Beruf

Für die 9. Klasse hat die bernsteinSchule ein eigenes Unterrichtsfach kreiert – Der Tag in der Praxis. Abgekürzt „TiP“. „Um das realisieren zu können, haben wir all das in die Waagschale geworfen und wenden an, was uns die ’Selbstständige Schule’ bietet. Das Stichwort ist flexible Stundentafel. Woran man sieht, Staatliche Schule kann flexibel agieren, wenn sie sich traut“, sagt Christina Rebbin. Entstanden ist die Idee, ein neues Unterrichtsfach in Sachen Berufsorientierung zu schaffen, aufgrund der Aussagen vom Jobcenter und der Bundesagentur für Arbeit, dass viele Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz nicht individuell genug seien und deshalb oftmals Ausbildungsplätze anderweitig vergeben würden. „Tatsache ist, der normale Unterricht kann das aber so, wie es von den Betrieben benötigt und gewollt wird, nicht leisten. Und so haben wir eine Möglichkeit gefunden, auf die sich die Schülerinnen und Schüler auch einlassen“, so Christina Rebbin.

Auf der Elternversammlung zum Schuljahresbeginn wurde das Unterrichtsfach „TiP“ für die 9. Klasse vorgestellt und der Sinn mit den Eltern besprochen. „TiP“ wird bereits im zweiten Jahr an der bernsteinSchule durchgeführt. Der Gedanke ist dabei, was Schule leisten kann, um die Schülerinnen und Schüler fit für den Beruf und mithin für die Ausbildung zu machen. Kooperationspartner sind die Jambus GmbH Bad Sülze, die Kompetenzagentur, das Fotostudio Steinberg aus Ribnitz und die Schulsozialarbeit.

Festgeschriebene Module wurden entwickelt. Der „Tag in der Praxis“ findet einmal in der Woche für vier Stunden statt. Wobei Theorie in der Schule und Praxis in einem Betrieb wöchentlich im Wechsel sind. Der Praxisteil unterteilt sich in zwei Blöcke von jeweils acht Wochen. Jeder Block findet in einem anderen Betrieb statt. Schon in den Sommerferien vor der 9. Klasse werden die Schülerinnen und Schüler angehalten, sich einen Betrieb zu suchen und nicht erst mit Beginn des Schuljahres. Es gibt viele Schülerinnen und Schüler, die sich hier sehr bewusst diesen und jenen Betrieb auswählen. Wobei sich auch hier fehlende Mobilität erneut bemerkbar macht. Wiederum hat aber auch ein Großteil der Schülerinnen und Schüler nicht genug Selbstwertgefühl, um gezielt auf den Traumberuf und mithin auf bestimmte Betriebe zuzugehen, so die Erfahrung der Schule.

Was den Theorieteil betrifft, beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler im ersten Halbjahr beim „TiP“ mit Bewerbungen und ihrem Lebenslauf. Wie fertigt man so etwas an? Was muss rein? Wie muss es aussehen? Was wird erwartet?

„Man denkt gar nicht, wie schwer das für die Schülerinnen und Schüler ist und wie viel Zeit sie dafür brauchen. Wobei es nicht um eine Null-acht-fünfzehn-Bewerbung geht, die jeder ohne weiteres schnell aus dem Internet ziehen kann. Ich erlebe hier Bewerbungen, die mich schlichtweg begeistern“, so Bärbel Regenbrecht. Als Kooperationspartner für die Lebensläufe konnte das Fotostudio Steinberg in Ribnitz gewonnen werden. Die Schule stützt die Bewerbungsfotos zu 50 Prozent für die Schülerinnen und Schüler.

Im 2. Halbjahr dann geht es bei „TiP“ um Vorstellungsgespräche. Hierzu kommen Chefs und Personalchefs von kleinen und großen Handwerks- und Wirtschaftsunternehmen sowie Verwaltungen, die man glücklicherweise dafür gewinnen konnte, in die Schule und führen mit den Schülerinnen und Schülern Vorstellungsgespräche, wie sie im wirklichen Leben stattfinden würden. Die Gespräche werden vom Schulsozialarbeiter gefilmt und anschließend in der Reflexion ausgewertet. Wie war ich? Kam ich mit den Fragen zurecht? Konnte ich den Erwartungen gerecht werden? Habe ich mich gut verkauft? „Durch diese Vorstellungsgespräche unter realen Bedingungen erleben die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal, wie sich so etwas abspielt. Wir haben die Hoffnung, dass sie im richtigen Vorstellungsgespräch dann bestehen werden. Da sie es ja schon kennen und wissen, worauf es ankommt“, so Christina Rebbin.

Was den Praxisteil in den Betrieben anbelangt, erhalten die Schülerinnen und Schüler am Ende jeweils eine Praktikumsbescheinigung und ein Fähigkeitsprofil. Bei Letzterem schätzen die Betriebe das Arbeits- und Sozialverhalten ein, wobei Noten vergeben werden. Die bernsteinSchule hat dafür ein eigenes Dokument ähnlich eines Zeugnisses entwickelt und ansprechend gestaltet. Es ist wie ein erstes Arbeitszeugnis, das der potenziellen Arbeitgeberin, dem potenziellen Arbeitsgeber bei einer späteren Bewerbung als weitere Referenz vorgelegt werden kann.

Neben dem „TiP“ nehmen die Schülerinnen und Schüler in der 9. Klasse an der jobfactory teil und sie haben einen ersten Kontakt zur Berufsberaterin Frau Brandenburg von der Bundesagentur für Arbeit. Auch absolvieren sie erneut, wie bereits in der 8. Klasse, ein zehntätiges Berufspraktikum.

10. Klasse: Bewerbungstraining mit Kamera und Ton

Die 10. Klasse beginnt an der bernsteinSchule mit einer Projektwoche in Zusammenarbeit mit dem BilSE-Institut, Institut für Bildung und Forschung GmbH, mit Sitz Güstrow. Im Rahmen des Projekts erfolgt ein Bewerbungstraining, bei welchen unter anderem in kleinen Gruppen Bewerbungsvideos und Bewerbungsclips entstehen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich bei Bewerbungen auszudrücken und sich darzustellen. Je nach Berufswunsch kann es dabei zu unkonventionellen und echt tollen Bewerbungsclips kommen. „Dort entstehen totale Supergeschichten, die tausendmal besser sind als jedes bedruckte Papier“, findet Christina Rebbin. Das Projekt ist mit einem hohen Personal- und technischen Aufwand verbunden. Kooperationspartner ist rok-tv aus Rostock, welcher die Kameratechnik zur Verfügung stellt.

Gleichzeitig finden in der 10. Klasse Einzelgespräche mit Berufsberaterinnen und Berufsberatern an der Schule statt. Zum Ende der 10. Klasse steht dann noch einmal ein fünftätiges Berufspraktikum auf dem Berufsorientierungsprogramm der bernsteinSchule.

Produktives Lernen: bernsteinSchule eine von sechs Pilotschulen in MV

An der bernsteinSchule Ribnitz-Damgarten gibt es mit dem „Produktiven Lernen“ einen weiteren Weg zur Mittleren Reife und mithin zur Berufsreife. Damit ist die Schule seit 2005 eine von sechs Pilotschulen in MV. Das „Produktive Lernen“ ist an der bernsteinSchule für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse möglich, sofern die 7. Klasse abgeschlossen wurde. „Produktives Lernen“ bedeutet, an drei Tagen sind die Schülerinnen und Schüler in einem Betrieb und an zwei Tagen in der Woche in der schuleigenen Lernwerkstatt. Ein persönliches Lernprogramm wird aufgestellt. „Im Grunde bieten wir an unserer Schule alles an, was möglich ist, um die Berufsreife zu erlangen. Für das Land und unsere Kinder ist es wichtig, dass wir als Schule alles realisieren, was wir können, um den Bildungsauftrag zu erfüllen und mithin auf den Einstieg ins Berufsleben vorzubereiten“, so Christina Rebbin.

Mittlerweile kann jede Schule das Produktive Lernen in ihr Schulkonzept aufnehmen.

Fazit: bernsteinSchule ein Leuchtturm in punkto innovative Berufsorientierung

Insgesamt haben die Schülerinnen und Schüler der bernsteinSchule, sofern sie die 10. Klasse abgeschlossen haben, zehn Tage Berufspraktikum in der 8. Klassen, 16 Praxistage sowie zehn Praktikumstage in der 9. Klasse und fünf Tage Berufspraktikum in der 10. Klasse absolviert. Macht zusammen 46 Tage in der Berufspraxis. Laut Gesetzgeber MV und Richtlinie vom 14. Oktober 2011 sind mindestens 25 Tage vorgeschrieben. Schulleiterin Christina Rebbin: „46 Tage sind sehr viel. Im Grunde wesentlich mehr, als zu schaffen ist. Doch mittlerweile akzeptieren alle unsere Lehrerinnen und Lehrer die von uns selbst geschaffenen Maßgaben in punkto Berufsvorbereitung und –orientierung und tragen sie mit. Im Kollektiv wird gemeinsam entschieden. Rahmenbedingungen werden ausgeschöpft.“

Darüber hinaus ist die bernsteinSchule mit ihren Kooperationspartner in den Jahren aneinander gewachsen. Jeder kann sich entwickeln und die Schule dabei in ihrer ureigensten Rolle bleiben.

Und auch der Schulträger weiß, das große Engagement der Schule zu schätzen. Unkompliziert trägt er die Innovationen an der Schule in Sachen Berufsorientierung mit. Aus Sicht der Schulleitung, ein großer Standortvorteil. Wobei, und das macht Christina Rebbin sehr deutlich, nichts von alle dem vom sprichwörtlichen Himmel gefallen sei.

Die bernsteinSchule erreichen Sie wie folgt:

G.-A.-Demmler-Str. 4
18311 Ribnitz-Damgarten
Tel.: 03821-810425
E-Mail: sl@bernsteinschule.de
www.bernsteinschule.de
 

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